Sicherlich ist dem einen oder der anderen im Innenhof unserer Schule schon einmal der eingravierte „Stein“ und eine Erinnerungstafel mit Namen aufgefallen. Was haben diese Gedenkelemente zu bedeuten? Die Gedenktafel wird auch „Lebensbrunnen“ genannt. Er erinnert an die ermordeten Juden und Jüdinnen, die vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem Pestalozzi-Gymnasium verbunden waren.
Oskar Samek war ein jüdischer Mitschüler, einer der letzten drei jüdischen Schüler, die im Schuljahr 1937/38 noch an der Schule waren. Ab 5. Mai 1938 war Samek nicht mehr an der Schule angemeldet. Seine Familie wurde am 2. November 1941 in das Ghetto von Litzmannstadt (Polen) deportiert. Ob sie überlebten, ist nicht bekannt.
Der Schriftsteller Rudolf Stibill war ein ehemaliger Schüler des Pestalozzi-Gymnasiums. Er besuchte die 4. B-Klasse der zweiten Oberschule und seine Klasse befand sich im dritten Stock auf der Seite der Pestalozzistraße. Er schrieb später in seinem autobiografischen Roman, dass er sich nicht auf den Lehrer konzentrieren konnte, seinen Kopf die ganze Zeit nach links drehte und die Synagoge, welche in Flammen stand, beobachtete. Er beschrieb, wie ruhig die Klasse war und, dass ein bestimmter Schüler fehlte: Oskar Samek.
Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 2005/06 betrieben im Wahlpflichtfach Geschichte und Politische Bildung Nachforschungen zur Verfolgung jüdischer Schüler in unserer Schule. Zur 100-Jahr-Feier wurde dieser „Lebensbrunnen“ gestaltet und im Schulhof aufgestellt. Neben Oskar Sameks Namen stehen noch weitere 141 Namen von jüdischen Schülerinnen und Schülern auf der Erinnerungstafel.
Melisa Mustabajsic