Aufwendige Planung schon Jahre im Voraus und relativ hoher finanzieller Einsatz treffen auf den innigen Wunsch vieler Schüler*innen, die Tradition fortzusetzen und in die Fußstapfen etlicher Matura-Generationen davor zu treten. Die Entscheidung, einen Ball abzuhalten, sollte aber gut durchdacht sein.
Der eigene Maturaball ist ein einmaliges Erlebnis, welches viele nur ungern missen möchten. Weiße, wunderschöne Ballkleider für die jungen Damen – elegante Smokings und Anzüge für die jungen Herren, eine gelungene Polonaise, das Markenzeichen eines Maturaballs seit Generationen. Meist ist die ganze Familie dabei, um ihren Sprössling stolz zu bewundern. Man denkt zunächst an einen festlich dekorierten Ballsaal, die Klänge einer Live-Band und schicke, tanzende Ballgäste. Jedoch sollte man auch einen Blick auf die weniger attraktiven Aspekte einer solchen Veranstaltung werfen, bevor man als Klasse einen Termin fixiert.
Der Grundgedanke dieser Veranstaltung ist es, den Abschluss der Schulzeit und die bestandene Matura zu feiern. Da der Ball hierzulande zeitlich vor der Matura stattfindet, ist dieser Aspekt allerdings zu hinterfragen. In den USA zum Beispiel findet jedes Jahr zwischen April und Mai das sogenannte „Prom“ statt. Dort wird eben genau nach dem Abschluss gefeiert. Es wäre auch hier eine Möglichkeit, sich daran zu orientieren. Nun gibt es in Österreich aber die Ballsaison, die eigentlich von November bis Februar dauert. So gesehen ergibt sich eben aus Tradition der Wintertermin des Maturaballs. Auch der finanzielle Aspekt dieser Veranstaltung sollte nicht unbeachtet bleiben. Die angehenden Maturant*innen sammeln meist schon zwei Jahre im Vorhinein Geld um das Event zu finanzieren, sei es durch Buffet-Aktionen oder ähnliches. Zusätzlich zahlen die Familien auf ein Gemeinschaftskonto ein. In Graz sollte man sich allerdings unter 10.000 Euro keine Location für diesen besonderen Abend erhoffen. So legten die Schüler eines Grazer Gymnasiums 30.000 Euro für das Mieten der Stadthalle auf den Tisch. Inklusive Catering, Dekoration etc. kamen die SchüerInnen schließlich auf etwas mehr als 97.000 Euro. Eine stattliche Summe für diese besondere Partynacht. Oft werden die Gewinne aus dem Ball für die Finanzierung der Maturareise herangezogen. Wenn die Kosten für den Ball selbst allerdings schon so hoch sind, muss man sich die Frage stellen, ob das überhaupt noch Sinn ergibt. Das BG/BRG Pestalozzi mietet seit etlichen Jahren mit wenigen Unterbrechungen die Arbeiterkammersäle an. Diese sind auf jeden Fall kostengünstiger zu haben. Ein Maturaball-Komitee setzt sich bereits in der sechsten Klasse aus Schüler*innen aller Klassen eines Jahrgangs zusammen und ist in den folgenden Jahren für die Planung, Finanzierung und Umsetzung des Events verantwortlich.
Es ist wohl ein Abend, den man ein Leben lang nicht vergisst. Trotzdem sollte bei diesem wunderschönen Anlass auch die Vernunft eine Rolle spielen. Wie immer die Entscheidung dann auch ausfällt, sie sei gut überlegt.
Johanna Schreiner
Ein sehr interessanter Artikel.
Der Vergleich mit den USA ist echt interessant, Maturabälle erst nach dem Abschluss zu feiern wäre wirklich sinnvoller.
Sehr guter Artikel! Überraschend zu hören, wie viel ein Jahrgang für einen einzigen Maturaball ausgegeben hat – ob es sich nicht gelohnt hätte, diese 97.000€ nicht für etwas „Sinnvolleres“ wie eine Maturareise auszugeben, bleibt ja leider eine offene Frage.